Was tun für den Klimaschutz?
Liebe Leserinnen und Leser,
ich (Julius Thinnes) bin 18 Jahre alt und seit Anfang November Praktikant bei der Pressestelle des Landtags. Ich fahre jeden Morgen eine knappe dreiviertel Stunde mit Bus und Bahn nach Stuttgart. Nicht nur, weil ich keine Lust auf das morgendliche Verkehrschaos in und um Stuttgart habe, sondern auch weil ich mir einen in unseren Zeiten typischen Silvestervorsatz zu Herzen nehme: Ich möchte klimabewusster leben.
Nun, leider habe ich zugegeben noch nicht sehr viel erreicht. Ich gaukele mir als typischer junger Stadtmensch vor, mein Mehrweg-Kaffeebecher, die Tatsache, dass ich nur mit dem Fahrrad oder Öffis unterwegs bin und deutlich weniger Fleisch konsumiere, würde die Flüge nach Amerika und zurück an Ostern ausgleichen. Fehlanzeige.
Laut atmosfair.de liegt der CO2 Ausstoß bei Hin- und Rückflug zwischen Frankfurt und Chicago allein bei 3.367 kg. Ein klimaverträgliches Jahresbudget eines Menschen liegt laut der Seite bei nur 2.300 kg. Um das auszugleichen, müsste ich ab heute ca. 170 Tage klimaneutral leben. Das heißt: nicht heizen, nur noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sein und nichts mehr essen. Atmen dürfte ich übrigens auch nicht mehr.
Heißt das jetzt, dass ich einer der größten Umweltsünder der Welt bin? Ja, genau, das heißt es. Laut Länderdaten.de (20.11.2019) ist Deutschland mit 719,88 Mio Tonnen CO2 Ausstoß pro Jahr auf Platz 6 aller Länder. Pro Kopf sind das dann 8,68 t CO2 im Jahr. Wir sind maßgeblich daran schuld, dass die Polarkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt und dadurch tausende Menschen in naher Zukunft ihre Heimat verlassen müssen. Ein aktuelles Beispiel ist die italienische Stadt Venedig. Seit den ersten Aufzeichnungen 1872 ist der Meeresspiegel dort noch nie in so kurzer Zeit so hochgestiegen. Und es ist mit weiteren und stärkeren Überschwemmungen in den nächsten Jahren zu rechnen.
Um genau das zu vermeiden hat Fridays-for-Future Baden-Württemberg zusammen mit den Scientists-for-Future einen zehn Punkte Plan für Baden-Württemberg ausgearbeitet, mit dem das Land helfen kann, die 1,5 Grad Grenze des Pariser Klimaabkommens einzuhalten (hier zum Nachlesen). Aber auch Greenpeace oder die Mehrheit aller Wissenschaftler ist der Meinung, dass mehr getan werden muss. Seitens der Regierungen aber auch der Bevölkerung.
Jetzt wäre es natürlich einfach zu sagen: „Lasst das mal die da oben regeln.“ Oder: „Ich als einzelne Person kann ja nicht die Welt retten.“ Erst recht, wenn man sieht, dass fossile Brennstoffe immer noch subventioniert werden, während die Windkraft auf sich allein gestellt ist – 2019 wurden in ganz Baden-Württemberg nur drei neue Windräder aufgestellt -, oder die Verkehrswende so schleppend vorangeht. Man hat als „normaler“ Bürger gar nicht die Möglichkeit sich klimagerecht zu verhalten. Oder doch?
Hier ein paar einfache Tipps, wie man etwas zum Klimaschutz beitragen kann, ohne gleich seinen kompletten Lebensstil zu verändern.
- Einfach zu Ökostrom wechseln. Dieser ist zwar im Moment meist ein wenig teurer als Kohle- oder Atomstrom, dies wird sich aber mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren durch Steigerung der Qualität und Quantität der Technologien ändern.
- Schon mal was von Ökobanken gehört? Das Problem mit herkömmlichen Banken ist, dass sie oft in klimaschädliche Projekte oder Firmen investieren, da diese meist lukrativer erscheinen. Sogenannte Ökobanken investieren hingegen fast ausschließlich in Klimaschutzprojekte. Außerdem locken sie mit Angeboten wie kostenlose Kreditkarten oder niedrige Kontogebühren.
- Wie wäre es, einfach mal auf Fleisch zu verzichten und einen „Meatday“ einzuführen. Lieber einen Tag in der Woche leckeres regionales Fleisch mit guter Qualität, dass auch ein bisschen teurer sein darf essen, dafür aber den Rest der Woche auf das eher fragwürdige Discounterfleisch verzichten. Erster Vorteil: Man kann sich wieder mehr auf ein leckeres Steak am Wochenende freuen. Zweiter Vorteil: man lernt tausende neue Gemüse und Obstsorten kennen, die man davor nie probiert hätte. Dritter und größter Vorteil: Man betreibt Klimaschutz, unterstützt kleine lokale Bauern und man hat direkt ein besseres Gewissen.
- Fahrradfahren stählt den Körper und frische Luft macht den Kopf frei von negativen Gedanken, ich spreche aus Erfahrung. Es bietet sich vor allem beim Einkaufen an. Man findet immer einen Stellplatz vor dem Supermarkt und es gibt viele Möglichkeiten sein Stahlross mit einem Korb oder einem Anhänger aufzumotzen.
- Niemand mag Sprudelkisten schleppen. Eine tolle Alternative sind Wassersprudler. Wussten Sie, dass Leitungswasser in Deutschland viel stärker als Trinkwasser aus dem Supermarkt kontrolliert wird?
- Spaghetti Wasser im Wasserkocher vorkochen! Geht schneller und die Energieeffizienz liegt beim Kocher bei ca. 90%, beim Topf nur bei ca. 40%. Und dann ist es natürlich ganz wichtig einen Deckel auf den Topf zu machen, um die Wärmeenergie besser erhalten zu können.
- Komischerweise gibt es das Gerücht, dass von Hand abspülen wassersparender sei. Jedoch ist eine komplett volle Spülmaschine viel effizienter. Und wenn man schon eine hat, dann kann man sie ja auch nutzen.